X-Alps News Nr.11 (26. Juni 2019; Ogi und andere Frutigtaler)
Mittwoch, 26. Juni, 22.00 h
Wir sitzen beim Nachtessen auf dem Balkon und da fliegt doch tatsächlich der fast 60-jährtige Ogisawa über unsere Köpfe. Der Japaner war, glaube ich, schon bei der WM in Verbier dabei. Da sind wir dann beim wirklichen Abenteuer angelangt. Er ist ein super Pilot und hat früher um vordere Positionen mitgekämpft. Schön, dass er es bis zu uns geschafft hat und ins wunderbare Abendrot der Eigernordwand gleiten konnte.
Abseits des Japaners wurde um den letzten Platz des Treppchens gekämpft – dachte man. Aber Outters und Guschelbauer machten gemeinsame Sache und liefen als friedliches Pärchen über Monaco ein. Viele werden das sau gut finden. Ich habe eher Mühe damit. Um den 11. Platz - warum nicht, wenn einer der beiden ein besonderes Pech gehabt hat – vielleicht. Ein Waffenstillstand zu gegenseitiger Hilfe beim vorhergehenden Flug – eventuell sinnvoll. Aber ums Podest erwarte ich sonst eigentlich einen Kampf. Wenn zwei Mannschaften auf unentschieden spielen finden wir das ja auch nicht lustig. Aber verdient haben das Podest beide. Guschelbauer mit seiner bis auf gestern permanent grundsoliden Leistung auf hohem Niveau. Outters durch seine mutigen Entscheide und der Fähigkeit, auch kleinere Rückschläge gut verdauen zu können. In ihrem Rücken gibt es vielleicht sogar noch leicht schnellere Piloten, aber das Gesamtpaket Fliegen, Laufen, Psyche, Taktik, Team war bei den beiden halt in der Summe besser.
Natürlich sind wir enttäuscht, dass nicht Patrick sich die beiden geschnappt hat und geschätzt sogar noch auf den 7. Oder 8. Rang zurückfallen wird. Halt, sichern und einen Schritt zurücktreten. Von Känel ist mit einigen Vorschusslorbeeren gestartet und hat diese gerechtfertigt. Ich sah ihn als Aussenseiter mit gewissen Chancen für Podium. Um dieses hat er dann auch bis ganz zum Schluss gekämpft. Das Team verzeichnete keine groben Fehler. Eine ehrliche Analyse wird ihm aber aufzeigen, dass man es da und dort noch hätte besser machen können. Ich denke vor allem an die Routenwahl nach der Eigerboje und, allerdings schwieriger erkennbar, die Nachtpassoption für gestern. Die bisherigen drei X-Alps Sieger kamen, sahen und siegten auf Anhieb. Patrick müsste dieses Gesetz durchbrechen, wenn er denn dereinst selber zuoberst stehen möchte.
Adrian Keller hat sich heute mit einer guten Routenwahl und einem schönen Flug für gestern rehabilitiert. Ich hoffe, dass er morgen einen guten Abschluss zeigen kann. Adrian kann fliegen, ich bin mir aber nicht ganz sicher ob sein Team und die diesbezügliche Vorbereitung den Anforderungen des X-Alps wirklich genügten.
P.S. „Ogi“ hat sich an diesem wunderbaren Sommerabend direkt an seinem Landeplatz eingerichtet und ist nicht mehr weiter marschiert. Recht hat er. Und die Ü50 Wertung ist ihm sowieso nicht mehr zu nehmen.
Urs Dubach/Jungfrau-Tächi Grindelwald, Grindelwald 26.6.2019, 23.00 h
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